2013 hatte sich das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF gemeinnützige AG) entschlossen, die Migrations- und Flüchtlingshilfe zu den bisherigen Arbeitsfeldern hinzuzufügen – und entsprach damit einer Bitte der politischen Entscheidungsträger. Das Leid und die Not derer, die sich entschlossen haben, sich aus ihren Ländern zu uns aufmachen, um Bürgerkrieg und politischer Verfolgung zu entfliehen, war der Anlass, einen konkreten Beitrag bei der Aufnahme, Unterbringung und Versorgung dieser Menschen in Berlin und Brandenburg zu leisten. Ohne Ansicht der politischen oder sexuellen Ausrichtung oder religiöser Überzeugung jedes Einzelnen, und in Erfüllung seines diakonischen Auftrags nimmt sich der soziale Träger mittlerweile hochprofessionell und sehr engagiert der genannten Zielgruppe an.
Ziel unserer Arbeit mit Flüchtlingen ist es, die vorübergehende und sichere Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen zu gewährleisten sowie sie in lebenspraktischen Alltagsangelegenheiten zu unterstützen und zu betreuen. Für alle stationären Einrichtungen der EJF-Flüchtlingshilfe in Berlin gilt im Durchschnitt, dass neben der Heimleitung Sozialarbeiter/innen, Psycholog/innen, Kinderbetreuer/innen Verwaltungsangestellte, Hauswirtschaftskräfte und Hausmeister/innen tätig sind. In Brandenburg ist die personelle Ausstattung etwas geringer. Außerdem stehen auf Anfrage Sprachmittler in allen notwendigen Sprachen zur Verfügung. Ein Wachschutz ist rund um die Uhr vor Ort.
Generell geht es dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk bei der Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerbern darum, praktische und professionelle Unterstützung zu leisten. Dies geschieht selbstverständlich unter Wahrung und Berücksichtigung der nationalen, ethnischen, kulturellen und religiösen Eigenheiten und bei gleichzeitiger Beachtung ausländerrechtlicher Grenzen sowie gesetzlicher Qualitätsstandards. EJF-Mitarbeitende versuchen Flüchtlingen größtmögliche Freiheit zu verschaffen, ohne die die Chance für eine gelingende Integration in Deutschland kaum zu realisieren ist. Dabei werden sie durch engagierte ehrenamtlich arbeitende Mitbürger/innen unterstützt.
Wer aus Angst um Leib und Leben das Land seiner Väter verlassen und sich dem Wohlwollen der Bürger eines fremden Landes ausliefern muss, ohne vertraute Menschen und in fremder Umgebung; wer der Sprache des neuen Landes nicht mächtig ist und nicht befugt, von seiner Hände Arbeit zu leben, sondern auf Transferleistungen angewiesen ist, der braucht das Gefühl willkommen zu sein. Die EJF-Mitarbeitenden tun alles, damit sich Flüchtlinge in ihrer neuen Umgebung sicher und gut aufgehoben fühlen.
Mit seinem umfänglichen Netzwerk von ambulanten und stationären Betreuungsangeboten ist das EJF bestens aufgestellt, um Flüchtlingen die Unterstützung und Orientierung aus einer Hand anzubieten, die sie in ihrer schwierigen Lage benötigen. Derzeit betreuen wir 2077 Menschen in unseren Unterkünften in Berlin und im Barnim, ambulant werden 11.128 Ratsuchende betreut und es arbeiten 92,4 Mitarbeitende in der Flüchtlings- und Wohnungslosenhilfe in Berlin und im Barnim. Seit Beginn des Jahres hat sich der Fachbereich auf wohnungslose Menschen ausgeweitet.
Die aktuellen Bedarfe für wohnungslos gewordene Menschen, unter denen sich auch ein großer Teil Geflüchteter befindet, haben das EJF dazu veranlasst, im Berliner Bezirk Reinickendorf eine Notübernachtung für wohnungslose Familien (44 Personen) im Diakoniezentrum Heiligensee aufzubauen. Sie wird seit März 2019 betrieben. Derzeit sind wir dabei zu prüfen, ab wann wir ein weiteres Angebot in diesem Kontext für obdachlose Frauen mit ihren Kindern eröffnen können. Denn seit 2016 stellen wohnungslose Frauen (mit und ohne Kinder) ein gutes Drittel aller in Deutschland lebenden Wohnungslosen – mit steigender Tendenz. In Absprache mit der zuständigen Senatsverwaltung sieht das EJF die Notwendigkeit, Frauen, die die Notübernachtung verlassen müssen und außer einer gemischt-geschlechtlichen ASOG-Unterkunft (ASOG: Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz Berlin) keinerlei Wohnmöglichkeiten haben, in einem geschützten und betreuten Umfeld unterzubringen. Der diakonische Träger beabsichtigt daher bis zu 50 spezialisierte ASOG-Unterkunfts-Plätze ausschließlich für Frauen (mit und ohne Kinder) als Übergangsmaßnahme im Bezirk Reinickendorf zu schaffen.